Erektile Dysfunktion

Physiologisch gesehen kommt es dann zur Erektion, wenn es zur Entspannung der Muskulatur der beiden Schwellkörper - der sogenannten Corpora cavernosa penis - und somit zu einem erhöhten arteriellen Bluteinstrom in den Penis kommt. Umgekehrt kommt es zum Abklingen der Erektion, wenn sich die Muskelfasern der Schwellkörper zusammenziehen. Die Erktion selbst beginnt mit einer sensorischen und auch mentalen Stimulation. 

Die erektile Dysfunktion oder Impotenz ist definiert als die wiederholte oder dauerhafte Unfähigkeit, eine für den Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion (Gliedsteife) zu erhalten. Mediziner verwenden diesen Begriff, um ihn von anderen sexuellen Störungen, wie Mangel an sexueller Lust (Libido) oder Ejakulationsstörungen zu unterscheiden. 

Etwa 25 - 50% der 60-jährigen und 50 - 70% der 70-jährigen Männer leiden an Erektionsproblemen unterschiedlichen Grades. Die Hauptursache für das Auftreten von Erektionsproblemen bei älteren Männern ist der normale Alterungsprozess mit damit verbundenen Gefässverengungen sowie neurologischen und hormonellen Veränderungen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass die erektile Dysfunktion in allen Altersgruppen häufig eine therapierbare Erkrankung darstellt. 

Zu den anderen häufigen Ursachen einer erektilen Dysfunktion gehören Schäden der Arterien, der glatten Muskelfasern oder des Bindegewebe. Diabetes mellitus, Arteriosklerose, Rauchen und chronischer Alkoholkonsum sind in diesem Zusammenhang für 60 bis 70% der erektilen Dysfunktionen verantwortlich. Auch sogenannte iatrogene Verletzungen (iatros = Arzt) (zum Beispiel nach radikaler Prostatektomie) können eine Ursache der erektilen Dysfunktion sein. Auch viele Medikamente wie Blutdruckmittel und Antidepressiva können Erektionsprobleme verursachen. 

Die erektile Dysfunktion hat bei 10 - 15% der Betroffenen eine psychologische Ursache. Dazu zählen Stress, Angst, Schuldgefühle sowie die Angst des sexuellen Versagens. Hingegen liegt bei über 80% der Fälle ein organischer Schaden dem Leiden zugrunde. Die Diagnose der erektilen Dysfunktion wird mittels einer sorgfältigen Patientenbefragung, einer körperlichen Untersuchung sowie einer Blutuntersuchung (Hormonmessung) gestellt. 

Es bestehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten der erektilen Dysfunktion, welche an den einzelnen Patienten und seine Bedürfnisse angepasst werden müssen. Änderungen im Lebensstil, Gewichtsverlust, der Verzicht auf Zigaretten und mehr Bewegung können die erektile Funktion verbessern. Medikamente wie Viagra® (Sildenafil), Cialis® (Tadalafil) und Levitra® (Vardenafil) stellen die medikamentöse Erstlinientherapie dar. Die Kosten werden von den Krankenkassen in der Regel nicht übernommen und betragen für alle Präparate ca. CHF 20 pro Tablette. Einige Zusatzversicherungen übernehmen ganz oder teilweise die Kosten der Therapie. Im Zweifelsfall sollten Sie sich bei Ihrer Krankenkasse erkundigen. 

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit der erektilen Dysfunktion besteht in der intrakavernösen Injektion von Prostaglandin E1, welches den Bluteinstrom in den Penis fördert und somit eine Erektion aufbaut und erhält (Kosten ca. CHF 20 bis 30 pro Spritze). Alternativ kann Prostaglandin E1 in Zäpfchenform in die Harnröhre eingeführt werden (Kosten ca. CHF 35 bis 40 pro Stäbchen). Es sind auch Vakuumsysteme erhältlich, bei welchen durch Anlegen eines Vakuums um den Penis das Blut in die Schwellkörper gesogen wird (Kosten ca. CHF 950, eine Probezeit wird angeboten). Männer, bei welchen eine psychische Ursache der erektilen Dysfunktion vorliegt, können von einer psychologischen Sexualtherapie profitieren. 

Eine deutlich invasivere Therapiemöglichkeit bietet die chirurgische Implantation von Prothesen in die beiden Schwellkörper. Solche Prothesen sind mit einem Pumpsystem verbunden, mit dem eine Erektion herbeigeführt (gepumpt) werden kann. Diese Methode sollte aber nur dann angewendet werden, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten der erektilen Dysfunktion ausgeschöpft sind. Funktionsfehler bzw. -defekte des Pumpsystems können auftreten und Reoperationen erfordern. Die Kosten für solche Prothesen betragen ca. CHF 20'000 und werden von den schweizerischen Krankenversicherungen in der Regel nicht übernommen.