Blasentumore

Die Häufigkeit von Harnblasentumoren ist altersabhängig mit einem Maximum zwischen dem 60. und 75. Lebensjahr. Die Inzidenz beträgt 1:500, d.h. 200 pro 100'000 Bewohner der Schweiz sind davon betroffen. Männer erkranken 4 mal häufiger als Frauen. Risikofaktoren sind Rauchen und stattgehabter Kontakt mit organischen Lösungsmitteln, sowie übermässiger Konsum von phenacetinhaltigen Schmerzmitteln. 

Es existieren verschiedene Tumortypen, von denen die oberflächlichen Blasentumore (sog. Blumenkohltumoren oder Papillome) die häufigsten sind. 

Oftmals werden diese Tumore erst diagnostiziert, wenn der Patient den Arzt wegen Blut im Urin aufsucht. Weitere Symptome, welche auf einen Blasentumor weisen können, sind starker Harndrang, Brennen beim Wasserlösen und auch einmal Schmerzen in der Flankengegend. Häufig findet sich aber anfänglich typischerweise ein schmerzloser Blutabgang. Nach einer körperlichen Untersuchung wird Ihr Arzt zuerst den Urin untersuchen. In der Folge werden zur weiteren Abklärung bei einem Urologen eine Blasenspiegelung (sog. Zystoskopie), eine Untersuchung der Zellen in der Spülflüssigkeit der Harnblase (Spülzytologie), sowie ein Kontrastmittelröntgen der ableitenden Harnwege (Computertomographie) notwendig sein. 

Ist ein Blasentumor diagnostisch gesichert, so wird der Tumor in der Regel operativ durch die Harnröhre mittels einer Elektroschlinge entfernt (transurethrale Blasentumorresektion) und das Tumorgewebe vom Pathologen unter dem Mikroskop untersucht. Zeigt die mikroskopische Untersuchung einen oberflächlich wachsenden Tumor, so wird der Patient während 5 Jahren nach der Tumorresektion in regelmässigen Abständen mittels Blasenspiegelung und Spülzytologie nachkontrolliert, da diese Harnblasentumore dazu neigen an anderer Stelle neu aufzutreten, was in rund 70% der Fälle vorkommt. Diese sogenannten Rezidive können zum Teil mit intravesikaler Chemotherapie, d.h. mit Medikamenten direkt in die Harnblase, oder intravesikaler Immuntherapie mit dem Tuberkuloseimpfstoff BCG behandelt werden. Bei 10-20% der Patienten mit anfänglich oberflächlichen Tumoren, kommt es zu einem invasiven Wachstum (d.h. der Tumor wächst in die tieferen Schichten der Blasenwand). 

Zeigt die mikroskopische Untersuchung primär einen Tumor, welcher tieferliegende Harnblasenwandschichten infiltriert, also invasiv ist, ist in aller Regel die Indikation zur radikalen chirurgischen Entfernung der Harnblase gegeben. In Ausnahmefällen kann ein konservatives Vorgehen möglich sein. 

Nach Diagnose eines invasiven Blasentumors sind Untersuchungen zum Ausschluss von Tochtergeschwulsten, sog. Metastasen, notwendig. Jeweils Röntgenaufnahmen des Brustkorbes (Lungenmetastasen), eine Computertomographie des Beckens und des Bauchraumes (regionale Metastasen und Lymphknotenmetastasen), sowie eine Skelettszintigraphie (Knochenmetastasen), sowie Biopsien aus der Harnröhre sind zur Ausbreitungsdiagnostik notwendig. 

Nach Vorliegen dieser Resultate sind nach chirugischer radikaler Entfernung der Harnblase mit der Prostata und den Samenblasen beim Mann, der Harnblase ev. mit der Gebärmutter bei der Frau, verschiedene Harnableitungen möglich. Einerseits kann aus Dünndarm eine sog. Ersatzblase gebildet werden, andererseits kann der Urin über ein Stück Dünndarm an die Bauchdecke geleitet werden (sog. Ileum Conduit oder "Bricker - Blase"). Weitere Möglichkeiten der Harnableitung sind der kontinent katheterisierbare Pouch und die Harnleiter-Darm-Implantation. Bei letzterer wird der Urin mit dem Stuhl ausgeschieden. Schliesslich hängt die Art der Harnableitung von der Tumorlokalisation, der Nierenfunktion und patientenbezogenen Faktoren ab. 

Die Prognose der Harnblasentumore richtet sich nach dem lokalen Tumorstadium, dem Differenzierungsgrad des Tumors, d.h. wie stark der Tumor noch an normales Gewebe erinnert, der Vollständigkeit der chirurgischen Entfernung sowie ob und wie viele Lymphknoten befallen sind. Je nach Ausdehnung des Tumors, kann eine Chemotherapie bereits vor oder dann erst nach der radikalen Operation notwendig sein. 

Dass sich die Prognose mit Zunahme der Invasivität (Aggressivität) verschlechtert, ist es wichtig, das Vorliegen von Blut im Urin ohne Zeitverlust (innerhalb 1 Woche) abzuklären, um einen etwaigen Harnblasentumor möglichst in einem frühen Stadium zu diagnostizieren und einer Behandlung zuzuführen.